Rot

Lange, lange ist es her, dass ihr hier etwas von mir gehört habt. Das hat den einfachen Grund, dass in meinem Jahr 2019 viel passiert ist.

In dem Jahr 2019 war ich von Januar bis September schwanger. Mitte September bin ich dann zum ersten mal Mama geworden.
Ihr fragt euch sicher, was eine Schwangerschaft mit „psychischem Dilemma“ zu tun hat: Einfach ALLES!

Es ist nicht nur ein mal vorgekommen, dass ich abends heulend im Bett saß, weil ich meiner Meinung nach, der ganzen Situation nicht gewachsen war. Es fühlte sich einfach alles so falsch an gepaart mit einer großen Portion an Versagensängsten als Mama. Mit der Traurigkeit kam natürlich auch die Panik wieder, die ich bis dato wieder ziemlich gut im Griff hatte. Dazu mehr in einem anderen Blogbeitrag.

Die Angst war die gesamte Schwangerschaft über mein ständiger Begleiter und ich musste oft darum kämpfen, dass ich nicht wieder eine Panikattacke á la „Weltuntergangsszenario“ bekomme. Geschafft habe ich das nur durch Gespräche mit meinem Partner. Er hat mir in dieser Situation halt gegeben, hat alle meine Launen ertragen und war immer für mich da. Es ist nicht einfach so oft gegen die Panik immer anzukämpfen, wenn alle Hormone und alle Gefühle verrückt spielen. Dazu kommt noch, dass sich jede Panik auch auf das Kind auswirkt, was natürlich sofort zu spüren war.

Oft genug bekam ich „dunkle“ Gedanken und die Depressionen trafen mich auch wieder mit voller Wucht. Natürlich mitten in der eigentlich schönen Sommerzeit. Zu diesem Zeitpunkt fand ich einfach alles doof und schlecht – außer meinem Kind. Ich fand den Bauch zu groß, war genervt von der Gewichtszunahme, von der Unbeweglichkeit, den Gliederschmerzen, der Erschöpfung und den Kreislaufproblemen. Ich fand mich scheiße, ich fand Stellenweise meinen Partner scheiße und alles andere fand ich auch scheiße. Die Sonne war zu hell, die Temperaturen zu warm, das Eis zu kalt, das Essen zu pfad, die Bewegung zu schmerzhaft und das Nölen mein bester Freund und ständiger Begleiter.
Am schlimmsten waren jedoch die Ängste zur Geburt, zum Muttersein und um mein Kind.
Ich fand mich in dieser Zeit selber furchtbar und ätzend und musste wirklich Kämpfen.
Wenn es dir genauso geht, du genauso fühlst in der Schwangerschaft dann lass dir gesagt sein: Ich kann dich verstehen!

Das war Teil 1 dieses Beitrages zu Ängsten und Panik in der Schwangerschaft.

Schwarz

Im Leben gibt es allerhand Momente in denen man sich sagt, dass es der schlimmste Moment des Lebens war. Dabei weiß man oft nicht, dass schmerzhafte Kleinigkeiten viel schlimmer sein können, als große Einbrüche. Zum Beispiel, wenn man nach acht Wochen halboffener Psychiatrie nicht mal eine Woche durch hält und in die geschlossene geliefert wird. Bis dato hatte ich viele Momente, die die schlimmsten meines Lebens hätten sein können. Sind sie aber nicht. Der schlimmste Moment im Leben ist fast immer Abschied nehmen. Sei es aufgrund eines Sterbefalls, oder wenn man sich immer wieder „Tschüss“ sagen muss, weil man eine Fernbeziehung führt.
Abschiede sind kacke und tun unendlich weh, man weiß meistens nicht ob oder wann man sich wieder sieht. Es ist dieses ständige vermissen, das so weh tut. Die Sehnsucht nach diesem Menschen die sich auftut ist fast unerträglich. Alles riecht nach dir, nach uns, und alles erinnert mich an dich. Du sagst immer „Ich bin doch nicht tot“ aber es fühlt sich ein bisschen so an.
Und ich? Ich bin nur wieder eigensinnig weil ich nicht mal daran denke, dass es dir vielleicht genauso geht und weil ich dich vollheule damit, obwohl du immer da bist.
Ich hab einfach Angst, weißt du. Angst vor einem Leben ohne dich und Angst davor, dass du dich neu verliebst wenn ich hier bin und du dort. Ich hab dich das erste mal gesehen und mich bedingungslos in dich verliebt. Was ist wenn es dir bei einer anderen plötzlich so geht oder wenn sie sich in dich verliebt. Es gibt so viele bessere Menschen auf dieser Welt als mich. Ich muss mich wirklich anstrengen, dass ich ohne dich irgendwie klar komme. Ich muss kämpfen, gegen die dunklen Gedanken, gegen die dunkle Stimmung, gegen die Panikmomente die immer ausbrechen könnten und gegen den Schmerz des Vermissens. Ich bin mir doch so unsicher, ob ich das schaffe ohne dich. Ob ich meinen Alltag ohne dich irgendwie schaffe. Du hast mein Leben wieder bunter gemacht und jetzt bist du weg und ich muss kämpfen, jede Sekunde, dass es nicht wieder grau wird. Warum schreibe ich das auf diesem Blog? Was hat das mit Depression und Panik zu tun?
Alles. Einfach alles. Wenn du das Gefühl hast, dass du dich Sicher, geborgen und einfach nur gut fühlst, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass alles wieder ausbricht. Wenn dann der Partner dieser Anker ist, auf den man sich bis jetzt immer verlassen konnte, und der jetzt einfach wegbricht ist das, als wenn ein Schiff ohne Anker und Kapitän auf eine Stadt zurast. FAST unaufhaltbar. Nur mit großer Anstrengung kann jemand anderes etwas großes Verhindern. Fast so ist es, wenn du nicht da bist.
Es ist doch so schwer ohne dich, das alles weg zu schieben. Ich Liebe Dich. Bis Bald!
Achja, danke auch dafür, dass ich mich bei dir zu Hause fühlen konnte und für alles.

„Das Wort Zuhause verbinden wir mit dem Ort, wo wir nachts schlafen, mit dem Ort wo wir aufgewachsen sind, mit dem Ort wo unsere Familie und unsere Freunde sind oder dem Ort, der unsere Adresse ist. Wenn Menschen uns fragen, wo wir Zuhause sind, antworten wir mit dem Namen der Stadt oder des Dorfes, in dem wir leben. Doch jetzt habe ich verstanden: Liebe ist nichts anderes, als jemand, der einen Grund gibt zu bleiben.

Zuhause ist ein Ort, an dem du dich sicher fühlst. Nicht weil es vielleicht eine Stadt mit einer niedrigen Kriminalitätsrate ist. Zuhause ist eine Person, die dich sicher fühlen lässt. Die Person, die jede Sorge kleiner macht, einfach, weil sie an deiner Seite steht. Die Person, die dich immer daran erinnert, dass egal, was du gerade durchmachst, du das nicht alleine durchstehen musst. Zuhause ist die Person, die dir etwas gibt, das dich dazu bringt, immer wieder dorthin zurückkommen zu wollen.

Zuhause ist, wo du gewollt, geliebt und geschätzt bist. Der Ort, wo du gut bist, mit jedem deiner Makel. Aber mehr als ich es mir vorstellen kann, ist Zuhause einfach eine Person. Die Person, die dich glücklicher macht als alles andere in der Welt. Zuhause ist, wo immer dieser Mensch ist.“ – Kristen Orley

Danke!

Grau

Wenn du morgens aufgewacht bist, dich an die Bettkante setzt und einfach weißt, dass auch dieser Tag total beschissen wird, ist die Down-Phase wieder völlig angekommen. In dieser Phase war und ist für mich immer nur alles grau und schwarz, die Farben die ich sehe, die Gefühle die ich Spüre und vor allem meine Gedanken und meine Laune.
Ich war dem Rand der Verzweiflung oft sehr nahe, und ich dachte, dass es in diesem Moment keinem Menschen so schlecht geht wie mir. Alles um mich herum zerbricht immer mehr und ich finde keinen Ausweg um aus dieser Situation zu fliehen. Es ist für mich unerträglich zu wissen, dass sich für andere die Welt dreht, während sie bei mir fast zum Stehen gekommen ist.
Ich wollte keinem davon erzählen, wie es in mir Aussieht und wie es mir wirklich geht, denn entweder stößt man auf komplettes Unverständnis oder man hört täglich Dinge wie: „Das wird schon wieder“, „Es gibt Menschen, denen es viel schlechter geht als dir“ oder „Wieso bist du so unglücklich? Du verdienst viel und hast einen Job. Beiß die Zähne zusammen“.
Danke, vielen Dank für eure Ratschläge, bei denen mir immer wieder bewusst wird, dass die Gesellschaft immer noch sehr große Ängste hat, Probleme anzuerkennen. Dabei sollte allen, die sowas von sich geben Bewusst werden, dass es eben nicht wieder wird und das man auch unglücklich sein kann, wenn die äußeren Umstände eigentlich gut sind. Dieses grenzenlose Unverständnis der Menschen widert mich an, dieses „nicht verstehen wollen“ zeigt nur, dass die Empathie dieser Menschen wahrscheinlich mit der eines leeren Eimers zu vergleichen sind. Ich persönlich werde jedes Mal wieder davon überrascht, wie Ignorant mit dem Thema „Depression“ umgegangen wird. Diese sind nämlich auch vorhanden, wenn wir lachen oder an der Gesellschaft teilnehmen. Es ist auf so vielen Ebenen unangebracht und einfach falsch, Menschen die sich gerade darin befinden zu sagen, dass sie es doch eigentlich gut haben und das sie die Zähne zusammenbeißen sollen. Glaubt mir, danach wird es nicht besser, sondern schlimmer.
Was ich damit sagen möchte: Versucht bitte uns zu verstehen, wenn wir unsere Probleme jemandem anvertrauen. Zeigt und wirklich, dass ihr uns helfen möchtet, dann können Worte nämlich auch dort ein bisschen zur Heilung beitragen, wo sie sonst Schaden anrichten.